Leibniz-Preis 2011 für Max-Planck-Forscher
Zellbiologe und Physiker werden mit dem höchsten deutschen Forschungspreis ausgezeichnet
Anthony A. Hyman vom Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden und Bernhard Keimer vom Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung erhalten für ihre Forschung den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2011. Christine Silberhorn von der Universität Paderborn erhält die Auszeichnung für ihre Arbeit auf dem Gebiet der experimentellen Quantenoptik. Sie leitete fünf Jahre die Max-Planck-Forschungsgruppe Optik, Information und Photonik in Erlangen.
Anthony A. Hyman wird als einer der weltweit führenden Zellbiologen mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Seine Forschungen an der Nahtstelle zwischen der Zellbiologie und der Entwicklungsbiologie gehen vor allem der Frage nach, welche Rolle die sogenannten Mikrotubuli bei der Zellteilung spielen. Diese Komponenten des Zytoskeletts steuern als eine Art dynamische "molekulare Maschine", wie sich die Bestandteile einer Zelle auf die beiden Tochterzellen verteilen. Zur Erforschung des Mikrotubuli-Zytoskeletts entwickelte Hyman eine ganze Reihe neuartiger insbesondere physikalischer und genomischer Methoden, so etwa im Bereich der Laser-Mikrochirurgie. Mittels Videomikroskopie und Hochdurchsatzverfahren identifizierte er zudem Hunderte von Genen, die in der Zellteilung Defekte auslösen. Mit seinen Erkenntnissen trug Hyman wesentlich zum besseren Verständnis der Zellteilung bei, die einer der fundamentalsten und komplexesten Prozesse in biologischen Systemen ist. Zugleich leistete er wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Zellbiologie und zur Entwicklung der Systembiologie.
Marino Zerial, Geschäftsführender Direktor des Dresdner Instituts freut sich riesig: "Wenn Tony nachher ins Institut kommt, werden wir ihn mit Küssen und Umarmungen bombardieren - er ist unser Champion!"
2007 wurde Anthony Hyman für seine Arbeiten mit der Aufnahme in die Royal Society geehrt. Sein Zoologie-Studium absolvierte er am Imperial College in London, seine Promotion in Cambridge, sein Postdoktorat an der University of California in San Francisco. Anschließend war er zunächst Gruppenleiter am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. 1999 wurde er an das neugegründete Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden berufen, wo er bis heute forscht.
Pionier der Erforschung von Supraleitung
Bernhard Keimers Forschungen widmen sich zentralen und komplexen Fragen der Festkörperphysik. Keimer ist einer der international herausragendsten Vertreter auf dem Gebiet der Neutronenstreuung, sein Name steht für eine eigene Methodik, mit der er die seit mehr als 20 Jahren laufende und noch immer faszinierende Suche nach den Mechanismen der Hochtemperatur-Supraleitung in Cupraten - chemischen Verbindungen mit einem kupferhaltigen Anion - vorantreibt. Mit der Methode der inelastischen Neutronenstreuung setzt Keimer vor allem bei der Erforschung von Spinanregungen in Hochtemperatur-Supraleitern Maßstäbe. Die Grundlagen hierfür schuf er selbst durch ein Programm zur Herstellung von Einkristallen, die für die Neutronenexperimente aus Mosaiken von mehreren Hundert kleinen, nahezu perfekten Proben zusammengesetzt werden. Dieselbe langfristig angelegte Strategie setzte Keimer auch zur Aufklärung anderer Strukturen ein, so etwa der Magnetstruktur von Ruthano-Cuprat-Verbindungen. In weiteren Arbeiten leistete er wichtige Beiträge zum besseren Verständnis von Mott-Isolatoren.
Bernhard Keimers Reaktion auf die Ehrung: "Der Preis ist natürlich eine persönliche Ehre, sollte aber vor allem auch als Auszeichnung für die Arbeit aller meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstanden werden."
Bereits nach dem Physik-Vordiplom an der TU München wechselte Bernhard Keimer an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, wo er auch promovierte. Anschließend hatte er verschiedene Professuren in Princeton inne, bevor er 1999 als Direktor an das Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperphysik berufen wurde.
Verliehen werden die Leibniz-Preise 2011 am 16. März 2011, 15.00 Uhr, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.